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Elbvertiefung und aktuelle Probleme


In meinem Buch "Ich wollte Meer!" 

im Kapitel: XX. - Mike - "Pilots und die Elbe"


schreibe ich u.a. über die Lotsen auf der Elbe und was ich da so alles erlebt habe. Dabei komme ich natürlich auch auf das Problem - oder muss ich sagen THEMA - Elbvertiefung! Was mich damals 2013 schon sehr beschäftigt hat, darüber ist am 06.10.2022 in der Sendung des NDR-Info in einem interessanten aktuellen Video berichtet worden. Nicht nur ich habe dieses Desaster mit der Elbvertiefung des Öfteren kommen sehen. 

 Nur die Politik und die Experten mal wieder nicht.

Blauäugig? Naiv? Oder was war der Vater des Gedankens?


übrigens hatte der THB (Täglicher Hafen Bericht) im Januar 2022, nach der Fertigstellung der Elbvertiefung, dies veröffentlicht. Der Link funktioniert leider nicht immer, deshalb hier die direkte Ansicht:

Vergleicht man beide Berichte, stellt sich mir doch die berechtigte Frage, ob ein Schiff mit einem Tiefgang von 13,50 m tidenunabhängig (bei Flut 14,50 m) jederzeit die Elbe befahren kann. Des Weiteren frage ich mich, ob die Begegnungsbox vor Wedel ein Passieren der AGF-Schiffe, aller Größen, das gleichzeitige Ein- und Auslaufen garantiert.

 

So hat sich das alles verändert.
Was einmal "Groß" war (CAP SAN DIEGO) ist
nun im Vergleich zur 
CMA CGM ALEXANDER von HUMBOLDT "Klein".
Zu sehen u.a. im Internationalen Maritimen Museum Hamburg!
(Quelle: Port of Hamburg 2021)

 

Die nächste Frage betrifft die Technik! Können die Containerbrücken im Hamburger Hafen die „Giganten der Meere“ eigentlich in voller Schiffsbreite, also auch die äußeren Stauplätze (Cell-Guides), zum Löschen und Laden erreichen? Wie ich höre, werden solche Schiffe in Antwerpen, Rotterdam, Felixstowe oder Southampton, bereits vor ihrem Anlauf auf Hamburg, dort in den Außenpositionen fertig gestaut! Dann müssen diese Riesenschiffe doch erst gar nicht mehr voll abgeladen die Elbe heraufkommen, also nie mit 14,50m das Revier nutzen!


Jetzt ein paar Fakten, die meine Sorgen bestätigen. Ich versuche, dies verständlich zu schildern. Die neuesten Containerschiffe sind ca. 400m lang und ca. 62m breit! Sie können an Deck und unter Deck jeweils 12 Container übereinander laden und das über 24 Stellplätze in der Breite. Was für ein Klotz mit einer Kapazität von ca. 24.000 TEU! Zum Vergleich: „meine Schiffe“ hatten nur 9 unter und 9 an Deck. 


Voll beladen hätten diese Giganten einen max. Tiefgang von 17,50m! Geht also gar nicht für die Elbe! Darum muss ein anderer Hafen diese Giganten "erleichtern", bevor Hamburg dran ist. Außerdem können die Containerbrücken im Hamburger Hafen nur bis zur 9. Containerlage an Deck arbeiten. Also kann auch von daher kein voll beladenes Schiff den Hafen Hamburg anlaufen, weil erstens nicht genug Fahrtiefe (Elbe) und zweitens nicht genug Arbeitshöhe (Containerbrücke) vorhanden ist. Solche (erleichterten) Giganten können dann auch nur zum Tidescheitel der Elbe in Hamburg Ein- oder Auslaufen. Zum drehen dieser Einheiten sollte der natürliche Strom des Flusses gegen Null gehen.

Etwas zur Begegnungsbox Blankenese-Wedel:
Ursprünglich dafür gedacht, dass sich zwei solcher Riesen beim Aus- und Einlaufen sicher passieren können, dadurch keine Wartezeiten entstehen und Liegeplätze effizienter genutzt werden können.
Aber jetzt kommt es. Das Fahrwasser ist wie folgt aufgeteilt: 

2 Schiffe, die sich begegnen, sollen zur Fahrwasserbegrenzung im Norden und Süden je 95m Abstand haben, 95m zwischen sich lassen und die Schiffe sollen zusammen nicht mehr als 95m Schiffsbreite haben. Somit ergibt sich eine Fahrwasserbreite von 380m (4 x 95m)!
Meine Infos habe ich von einem erfahrenen Hafenlotsen. Hier einmal ein Link zur „offiziellen“ Version von der HPA (Videos und Informationen).

Dort wird sogar von 104m Schiffsbreiten für 2 Schiffe in der BOX gerechnet!

Dies ist aber nicht in der Praxis anzuwenden, weil die Verschlammung sich durch die Gezeitenströme wieder erneuert. Ausgebaggert wurde erfolgreich, leider lagern sich dort nun wieder vermehrt Sedimente ab. Fallen dort in die "Grube" zurück! 92m sind für 2 Schiffe wohl von der Behörde frei gegeben. Ich rechne positiv mit meinen gemittelten 95m erst einmal weiter, beides ist deutlich unter 104m!


Kommt beispielsweise ein Gigant mit 62m Schiffsbreite nach Hamburg, dann darf der auslaufende Dampfer eine maximale Schiffsbreite von nur noch 33m haben! Darüber hinaus ginge das dann logischer Weise nicht mehr. Ein Massengutfrachter, breiter als 33m, könnte z.B. vom Liegeplatz „Hansa-Port" nicht auslaufen und müsste warten! Zeit ist Geld, oder?

Im Hafengebiet ist, bis zur maximalen Windstärke von 6 Bft (Beaufort), eine Höchstgeschwindigkeit von 10 kts (Knoten) ca. 18,5 km/h erlaubt. Bei mehr Wind geht der Riese dann in die Böschung, so wie die EVER GIVEN im Suez Kanal! Darum müssen bei Sturmlagen solche Schiffe in Hamburg bleiben und einkommend dürfen sie nicht in die Elbe einlaufen, zur Sicherheit. Das macht tatsächlich Sinn, ich weiß, worüber ich hier spreche.

Und wenn man den Fluss mit einem solchen "Elefanten" befährt, sollte der Kapitän (Schiffsführer), sein Schiff dahingehend beobachten und wissen, was das Heck beim Steuern macht! Auch der "Berater", der jeweilige Lotse an Bord, tut gut daran dies ebenfalls zu tun. Beide müssen, wenn die Kommandobrücke im vorderen Bereich des Schiffes ist, den hinteren Teil vom Schiff (ca. 260m) genau im Auge behalten, ob es den Ruderanweisungen entsprechend folgt oder nicht! Fast alle Schiffe werden von der Brücke gesteuert, doch Ruderblatt/Blätter und Propeller sitzen ganz weit hinten. Nicht wie beim Auto vorne! Alle, die immer meinen, ab jetzt schauen wir nur nach vorne, irren ganz gewaltig. Ein guter Seemann schaut auch unbedingt zurück, um rechtzeitig zu erkennen, was später vorne schieflaufen kann! Hier hat sich auch Hans Albers geirrt, wenn er singt:
"... zurück soll kein Seemann schauen. Kap Horn liegt auf Lee ..." usw.
Ich stutze immer, wenn im Fernsehen jemand sagt: wir müssen jetzt nach vorne sehen! Dann weiß ich, hier stimmt was nicht und grabe tiefer, schaue etwas in die Vergangenheit, um zu wissen was da war, wo kommt der her, was kann er.

Eine weitere Begegnungsbox sollte zwischen Wedel und Glückstadt eingerichtet werden. Auf einer Strecke von 18sm / 33km wurde das Fahrwasser um 20m, auf insgesamt nun 320m, verbreitert! Aber auch dort klappt es nicht wirklich. Hier darf man etwas schneller fahren, 12 kts sind es dort.
80 / 80 / 80 / 80 - also 4 x 80m = 320m. Da sollen sich die Giganten nach obigen Muster treffen können! Man ist da schon etwas großzügiger mit den Abständen umgegangen, sind ja Experten unterwegs.

Liegeplätze für solche Schiffe:
Haben die Liegeplätze eigentlich genug Wassertiefe für diese Ungeheuer? Am "Burchardkai" gibt es teilweise nur 15,40m Tiefe, also wieder eine natürliche Begrenzung für den Tiefgang! Noch eine Besonderheit dazu. Bevor der große Dampfer mit seinem Tiefgang kommt, wird Stunden vorher, aus Sicherheitsgründen, der Liegeplatzgrund mit einem Saugbagger auf Tiefe gebracht. Rückspülungen lagern sich regelmäßig in den Hafenbecken ab. Das ist so zu verstehen, bevor der Besuch kommt, holen Sie nochmal den Staubsauger raus, damit alles in Ordnung ist, wenn der Gast/Kunde hereinschneit!  Die ganze "Klar Schiff" Prozedur, was kostet der Spaß eigentlich?


Und ganz wichtig: können die Containerbrücken mehr als 9 Container-Lagen in der Höhe bearbeiten? 12-13 Lagen gehen in Rotterdam. Wir können das hier nicht.

Ganz wichtig für mich, ist die Zusammenarbeit der 3 Lotsenbrüderschaften der Elbe. Kommt ein solches Riesenschiff (AGF) nach Hamburg, muss es auf den Punkt genau den Hamburger Hafenlotsen "angedient", übergeben werden. Das immer zeitlich genau hinzutüddeln ist anspruchsvoll, sehr sogar. Es erfordert Experten unter den Lotsenbrüdern. Eigentlich sollten dies alle Lotsen können. Aber kann das auch die neue Generation, die nun - ohne maritimes Know-How, Vorkenntnisse, Erfahrungen -  geschult werden soll!?

Die Hafenlotsen sind die eigentlichen Experten dieser Branche. Sie kennen mehr als 300 Liegeplätze im Hamburger Hafen und ihr Fahrwasser, den Fluss. Ich zähle sie zu den Experten, die man dringend beratend, nicht nur an Bord, an Land hätte befragen müssen, damit alle Umstände bekannt gemacht werden konnten. Auch ein Gericht in Leipzig hätte auf solche Experten zurückgreifen können, sogar müssen, bevor entschieden wurde, zu vertiefen!
Wurden dem Gericht eigentlich von den Unternehmen und Verwaltungen all dieses "Wissen" vermittelt? Es waren doch regelrechte "Marktschreier", immer laut dabei und die konnten allen alles erklären, ruck zuck, wir machen das schon. Und den HSV retten diese „Hafenlöwen“ gleich so nebenbei mit, Ehrensache!
Kurz gesagt: „Een Klacks vor een Hamburger Jung!“


Nur 5 Jahre her das ganze! So lange spielt Hamburg schon 2. Liga! Nun auch in der Hafenrangfolge 2. Liga, nicht mehr europäischer Spitzenclub, geht das?

Liebe Freunde, und was ist, wenn eines Tages aufgrund der Elbvertiefung / Ausbaggerung, der Süllberg doch noch in die Elbe abrutscht?! Wachstum im Hamburger Hafen? Wird da was draus? Wachstum im Baggergeschäfft auf jeden Fall, weil laufend weiter ausgeglichen und weiter gebaggert werden MUSS! Bravo. 


Der Hamburger Hafen an 3. oder gar 4. Position im Fahrplan?

Bestätigt wurde das am 17.10.22 vom Hapag-Lloyd Chef persönlich indem er von  Hamburg als 2. oder 3. Hafen sprach, weil volle Schiffe hier nicht zuerst kommen können!

So schaut es leider aus. Trotzdem brauchen wir Investitionen für die Giganten-Container-Brücken und der Infrastruktur rund um Finkwarder, weil z.B. wohin mit den Unmengen der Blechkisten? Reichen dann die Hafenbecken in ihren Abmessungen noch aus? Aber ist es das alles wert, wenn man die Rotation innerhalb Europas doch intelligent lösen könnte? Nämlich als Gemeinschaft handelt? Warum klappt das nicht? Europa sollte das doch hinbekommen, oder?! Es schaffen. „Wir schaffen das.“ (bekanntes Zitat von Angela Merkel).


Aber Achtung! Ein Umdenken wird angekündigt indem man vielleicht zumindest eine "Norddeutsche-Hafenkooperation" anstrebt. Dazu u.a. der Hinweis im THB für den 4. November 22 in Hamburg. Dort sitzen sie wieder zusammen, die Experten und geben sich weltoffen. 

Ich sitze dann leider zeitgleich bei meinem Zahnarzt, dort werden mir die Zähne gezogen um mir nach der OP nun endlich wieder ein Gebiss zu formen. Hoffentlich gelingt Beides.

Wobei ich eigentlich zum Ziel geben würde über eine europäische Hafenkooperation nach zu denken!!

Das wäre doch die vernünftige Lösung gewesen, von Anfang an!


Mein Vorschlag:

Ich würde das Problem zur "Chefsache" erklären. 

Schlage das dringendst vor.

Wer ist also der Chef im Ring?

3 Bundesländer grenzen an die Elbe.

Das Verkehrsministerium sollte in BERLIN übernehmen.

Bevor sich gestritten wird, 

wer die Vertiefung wollte und die Idee dazu hatte!

Ja, die Reeder wollten die Vertiefung auch, klar!

Vorgänger in Amt und Würden werden sicher bald angeprangert von denen, die heute "Verantwortung" tragen.

Ablenkungsmanöver kommen auf den Tisch 

um nicht zu sagen: Ausreden erfunden!

Es geht wieder einmal um große Summen von Steuergeldern.

Große Schiffe mit großen Tiefgängen schickt ein Reeder dann erst einmal nicht direkt nach Hamburg als logische Konsequenz.

Er haftet nicht für derartige Fehler,

auch wenn er die treibende Kraft war.

Der Reeder kann wieder einmal keine Garantien, Versprechen geben und einhalten.

Wann begreifen das nun endlich unsere "Kapitäne" der Politik?


Hier der Auszug aus meinem Buch:

Wie ich gerade festgestellt habe, funktioniert der in meinem Buch aufgeführte Link (http://www.wir-brauchen-keine-elbvertiefung.de/) anscheinend nicht mehr. Für Interessierte verweise ich aber gerne auf die beiden folgenden und zum Thema passenden Links hin:

"Hamburg-für-die-Elbe" und "pro-unterelbe"


Update vom 17.10.2022 NDR 3 Sendung zur Elbe:

hier den passenden Link anklicken:


"Kampf um Riesenpötte: Wohin steuert Hamburgs Hafen?"


Erneut eine sachliche Darstellung des Problems mit der Elbvertiefung und die Zukunft des Hamburger Hafens. Der NDR hat es geschafft, bildlich und für jedermann sehr verständlich, das Problem aufzuzeigen! 

Deutlich wurde das Dilemma sichtbar, seine Protagonisten kamen mit "neuen" Erkenntnissen zu Wort. Es wird auch deutlich gemacht, wohin das führt und was es kostet. Es stellen sich mir weitere Fragen dazu:


  1. Beteiligen sich die Reeder an den Baggerkosten generell?
  2. Beteiligen sich die Terminalbetreiber an den Kosten?
  3. Wenn nein, kommen die Gelder durch den Betrieb wieder herein?
  4. Wer baggert eigentlich auf der Elbe, wer unterhält die Bagger Armada?
  5. Die HPA (früher Strom und Hafenbau) hatte eigene Baggereinheiten schon abgeschafft, Aufträge werden vergeben, meist in die Niederlande/Holland! Ist das kostengünstiger? War das etwa ein Fehler dies aus der Hand zu geben?
  6. Wir lernen, das es eine "Kreislaufbaggerung" gibt! Ein "Sedimentmanagement" wird erarbeitet! Der Chef von der WSV erzählt das mit einem lächelnden und einem weinenden Auge cool in die Kamera. War das nicht Teil der Vorplanungen, wusste doch jeder am Fluss!
  7. Der sogenannte "Spülstrom" von der Ober Elbe kommend fehle, damit die Hafensedimente bis hinaus auf See fließen können. Verantwortlich dafür natürlich die trockenen Sommer die den Pegel der Elbe oberhalb Hamburgs natürlich verringert haben.
  8. Durch "Schifffahrtspolizeiliche Maßnahmen" verhindert die Behörde sehr schnell schwierige Verkehrslagen, verhindere z.B. Grundberührungen indem sie Angaben macht, wo der abgelagerte Schlamm die gerade vertiefte Elbe wieder flacher werden lässt. Reduziert stolz den max. zulässigen Tiefgang durch Verordnung aus Sicherheitsgründen.
  9. Tiefenangaben sind wichtig für die Schifffahrt. Entscheidend für ein abgeladenes Schiff, ob es einlaufen kann.
  10. Es fehlen mir 2 wichtige Mitspieler in der Berichterstattung die ich generell im Moment nicht öffentlich dazu höre: Die Kapitäne, als Verantwortliche der Fahrzeuge und deren Berater, die Lotsen. Beide sollen doch als Teamleistung die Elbe sicher befahren. Die Ortskenntnisse bringt der Lotse an Bord, die Schiffsführung liegt beim Kapitän, immer noch. Und ich komme dabei eben auf diesen, was dem armen Kerl alles abverlangt wird mit seiner herabgestuften, für ihn aufgewerteten, globalen Ausbildungsform, dem Billiglohn-Kollegen.
  11. Umwelt: ein Spezialgebiet der Grünen, wie uns gerade vorgeführt wird. Wird hier nicht ein ganzer Fluss umgekrempelt mit den beschriebenen Baggermanagement? Und die Abgase und der Fuel- Treibstoffverbrauch der "Bagger Armada", was wird aus denen? Mal ganz zu schweigen von der Fischerei rund um die Elbe und den Obstbauern rund herum, die das Elbwasser für ihre Obstplantagen nutzen und vermehrt auf "salzigeres Wasser" stoßen. 
  12. All das wird uns von den "Fachleuten", die wir schon kennen, mit breiter Brust und laut wieder so gut erklärt, dass wir es glauben sollen, dass man dies ja vorher nicht einkalkulieren konnte. Aber man sei am Ball und vollende das, was die Vorgänger angestoßen haben zum Wohle der Schifffahrt.
  13. Ich glaube denen kein Wort mehr und versuche sachlich wie gehabt zu belegen, dass in der Schifffahrtsbranche kräftig gemauschelt wird und das nicht zum ersten Mal. 
Seien wir wachsam, Fortsetzung folgt.

 

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