zurück zur Startseite oder zu den Mewes News
„Feuer an Bord“
Feuer an Bord eines Schiffes ist für jeden Seemann/Seefrau das unangenehmste auf See was passieren kann. Oft wird ein solcher Alarm, wenn er denn überhaupt manuell oder automatisch ausgelöst werden kann, überraschend für die Besatzung kommen. Erst recht des Nachts.
Noch schlimmer aber ist es, wenn sich das Unheil urplötzlich durch eine rasche Entzündung, gar einer Explosion, ankündigt.
Dann wird der Mensch von Null auf Unendlich in Alarm, Angst und Schrecken versetzt, bevor er überhaupt eine Gelegenheit bekommt, sich vorzubereiten, sein Schiff vorzubereiten, es und seine Sicherheitsausrüstungen zu gebrauchen um den Brand, das Feuer, zu bekämpfen.
Nicht immer herrscht gutes Wetter, Schiffsbewegungen als Zugabe sind erschwerend bei einem solchen Notfall.
Jedes Besatzungsmitglied steht unter denselben Startbedingungen bei einer Alarmierung, dem Entstehen einer Notsituation. Inklusive Entsetzen.
Die Stoppuhr läuft gnadenlos weiter, die ersten Minuten können entscheidend sein für ein Gelingen oder ein Misslingen.
Oft bleibt einem nur wenig Zeit um erfolgreich zu reagieren.
Ein Kapitän muss auf die Brücke, so schnell wie möglich.
Ebenso der Leitende Ingenieur zumindest zum „Sammelplatz“, wenn nicht sogar in seinen Maschinenkontrollraum, um technisch zu unterstützen, Energie und Lösch- sowie Pumpsysteme am Laufen halten.
Die Crew soll umgehend zum Sammelplatz, Vollzähligkeit überprüfen mit Meldung an die Brücke. Und das kann dauern bis alle dort ankommen sind.
Wehe wenn jetzt schon jemand fehlt!
Ich will jetzt nicht eine vollständige Aufzählung darüber beginnen, was nun alles parallel anzulaufen hätte. Die Checklisten für solche Fälle sind schon arg lang und man sollte sich an Bord eben sehr gut auskennen und vorbereiten, also immer wieder Notlagen üben. Das muss in Fleisch und Blut über gegangen sein. Es sind dann immer zu wenig "Mann" an Bord. Aber das ist ja alles festgelegt, abgenommen und zugelassen worden. Durch Behörden und Zertifizierungsgesellschaften.
Genauso wird mit der Notausrüstung verfahren, alles genehmigt.
Die TITANIC durfte auch fahren, obwohl nicht genug Rettungsmittel zur Verfügung standen. Schließlich galt sie als unsinkbar!
Die Schiffe, auch die größten von ihnen, haben teilweise nur 24 Crew-Mitglieder an Bord. Davon mindestens 1 Koch und ein paar Azubis, bleiben vielleicht 16 übrig, die sinnvoll nun die Gefahr bändigen sollen. Kapitän und 2 Mann sind auf Brücke, 2 in der Maschine, usw.
Die FREMANTLE HIGHWAY hatte laut Zeitungsbericht vom 2.08.2023 (Stormarner Tageblatt) 23 Personen zum Zeitpunkt der Notlage an Bord. Davon 21 Mann Crew, 1 Lotse und 1 Supercargo. Das Schiff war auf Ausreise, in der Nordsee an der Küste der Niederlande unterwegs, letzter Ladehafen war Bremerhaven.
Und der Vorfall begann zwischen 01:30 Uhr und 02:00 Uhr. Ungünstig, wie schon gesagt.
Ein schneller Zugriff wäre in einem solchen Fall extrem wichtig, das Feuer im Keim zu ersticken. Hatte die Crew überhaupt eine Chance schnell einzugreifen?
Ich bezweifle das sehr. Ihnen blieb wohl nicht einmal ausreichend Zeit ihre eigenen Rettungsmittel komplett vorzubereiten und einzusetzen. Die Boote blieben anscheinend in den Davits hängen (Fotoaufnahmen belegen das).
Angeblich wurde über Funk mitgeteilt, dass es sich um den Brand eines Elektroautos unter Deck handelte.
Batterien? Neuwagen? Eine Kettenreaktion unter Deck?
Da war doch etwas:
Ein Akkubrand kann sehr plötzlich entstehen, trotzdem gibt es Vorzeichen, die Unheil ankündigen. Der Akku wird heiß, sehr heiß. Das Akku-Gehäuse fängt an, sich zu verformen, aufzublähen. Entweichende Gase sind möglich sogar riechbar.
Wenn ein Akku anfängt, ungewohnt warm oder heiß zu werden, bedeutet das für den Kontrolleur:
den Riechtest machen.
Ran mit dem Zinken und schnüffeln.
Bei wie vielen Autos soll das die Crew machen? Tag und Nacht Türen auf und zu, fühlen, riechen, beobachten, ob sich was bläht?
Wenn es nicht so traurig wäre!
Aber schon kommt Hilfe aus dem Internet mit allen möglichen und gut gemeinten Hinweisen:
höchste Vorsicht sei geboten, denn fängt ein Akku tatsächlich Feuer, hilft nur: Finger weg und die Feuerwehr anrufen! Ein brennender Akku kann Temperaturen von bis zu 2.000 Grad auslösen.
In keinem Fall sollte versucht werden, ihn mit Wasser zu löschen.
Nanu? Davon haben wir doch gerade auf See wirklich genug!
Nur, die Feuerwehr, die können wir nicht rufen, das sind wir ja selber!
Aber:
bei derart hohen Temperaturen spaltet sich Wasserstoff auf, es kann Knallgas entstehen. Zudem können durch die chemischen Prozesse im Innern des Akkus Säuren entstehen, die sich durch einen Wasserstrahl verteilen würden.
Ach herrje, auch das noch!
So sieht es also aus. Nichts wie weg würde ich vorschlagen, ab in den Wind drehen, den Anker wegschmeißen, die Schifffahrt warnen und so schnell wie möglich Boote und Rettungsmittel klarmachen lassen und runter zu den Booten und:
Abandon Ship Procedure
Es hat in diesem Falle wohl nicht perfekt funktioniert!
Wir trauern um einen Kollegen, es gibt weitere Verletzte, teilweise Schwerverletzte wie es in dem Bericht heißt. Einige sind vor lauter Not aus großer Höhe in die See gesprungen, andere wurden durch Helikopter abgehievt, gerettet worden.
Wäre das Schiff irgendwo im weiten Atlantik allein gewesen, die Situation wäre noch schlimmer ausgegangen.
Das Schiff selbst brannte tagelang, es konnte nur von Außen durch Schlepper und Spezialschiffe gekühlt werden. Aber nur solange, damit die Stabilität nicht durch Löschwasser gefährdet wurde. Das Umkippen musste verhindert werden.
Ein Auseinanderbrechen der Schiffshülle ebenfalls.
Stahl verformt sich manchmal schon bei 100°C,ab 400°C beginnt die kritische Temperatur, die Festigkeit geht verloren. Heißt: das Material kann sich verbiegen, gibt nach, durch Belastung absacken..
Flüssig wird es ab 1400°C.
Batterie und Akku Brände können Temperaturen von bis zu 2000°C erreichen, dem Schweißvorgang ähnlich.
Sagt das doch so einiges aus, wie es jetzt dort an Bord aussehen könnte. Ich rechne mit beschädigten Zwischendecks, stark verformten, wenn nicht sogar geschmolzenen Konstruktionsteilen, die sich mit der Ladung vermengt haben könnten. Ein heilloses Durcheinander.
Eine Scheißlage für jede Besatzung eines Schiffes auf den Weltmeeren, kaum zu beherrschen.
Auch für die Umwelt eine unnötige, zusätzliche Belastung.
Früher hat man solch brennende Schiffe vor Ort versenkt. Teilweise sich selbst überlassend abfackeln lassen, als Geisterschiffe treibend sichten können.
Oder man hat einer Marine oder den Luftstreitkräften das Signal gegeben:
Dann wurde das Problemschiff zum "Übungsfall" und mit Volltreffern versenkt, praktisch nachgeholfen.
Was da schon alles liegt, da unten…
Ich bin gespannt auf die Auswertung dieser Lage, den damit verbundenen nötigen Transportbedingungen der Zukunft (ob Autos und Akkus getrennt transportiert werden müssen) und auf eine Weiterentwicklung im Bereich Löschmitteltechnik.
Auch gibt es Anstrengungen und Forschungen, die Akkus widerstandsfähiger gegen eine sogenannte Selbstentzündung zu machen. Mit Salz ist da etwas in Aussicht. Prima, nur warum wartet man nicht mit der Auslieferung der Mobile bis die Energiezelle sicher ist?
Es muss ja immer erst etwas passieren, bis sich etwas zum Besseren ändert.
Die Frage sei aber erlaubt:
wo ist der Fehler im System? Ist der AKKU in Ordnung? Ist die Technik ausgereift? Ist da etwa Nachlässigkeit im Spiel? Beherrschen wir die Technik?
Handelt es sich um Importware die wir da zusammenbauen? Können die Akkus und die Autohüllen nicht erst am Zielort „verheiratet“ werden?
Oh ja ich höre sie schon die Spezialisten der Stauerreien, die solche Autotransporter ja in kürzester Zeit Be- und entladen wollen. Mit fahrenden Wagen und nicht schiebend ewig lang unterwegs sein müssen, 13 Decks hoch.
Handelt sich ja um Automobile, also selbstfahrend.
In einigen Garagen ist das Abstellen von E-Autos bereits verboten. Mein E-Bike lade ich nur auf wenn ich dabei bin, draußen im Garten!
Und eine ganz wichtige Rolle spiel der Mensch an Bord der vielen Schiffe.
Er muss fit genug sein, solche Lagen zumindest heil für Leib und Leben zu überstehen. Gut ausgebildet, körperlich fit. Ja, mindestens so wie ein Feuerwehrmann es täglich beweisen muss.
Nur an Land kommt Verstärkung wenn nötig. Was kommt an Bord? Wenn nur 1 Mann/Frau ausfällt ist das eine bedeutende Schwächung bei den vielfältigen Aufgaben die in einem Notfall anliegen.
Ein Feuerwehrmann muss nicht gleichzeitig die Boote klar machen.
Immer größer, immer mehr, immer mehr Menschen auf dem Meer als Passagier!
zurück zur Startseite oder zu den Mewes News